Pädagogisches Konzept
Bildungskonzept
„Bildung ist die Aneignungstätigkeit, mit der sich der Mensch ein Bild von der Welt macht, sie verantwortlich mitgestaltet du dadurch als selbstwirksam erlebt. Dieses Verständnis kennzeichnet Bildung als eine lebensklangen Prozess“ (Hamburger Bildungsempfehlung 2005, S.15)
Die Wissenslust, die Lernbereitschaft und auch das Lernvermögen sind in den ersten sechs Lebensjahren sehr stark ausgeprägt. Daran möchten wir anknüpfen und die natürliche Freude am Lernen unterstützen und befriedigen.
Werte – unser Bild vom Kind
Kinder werden mit bestimmten vererbten Anlagen geboren und durch verschiedene Faktoren in ihrer individuellen Entwicklung beeinflusst. Diese Einflussnahme beginnt bereits in der Schwangerschaft und setzt sich in der Familie, durch den Besuch von Institutionen, über Freunde, etc. lebenslang fort. Die Kinder unterliegen in ihrer Verschiedenheit unterschiedlichen Bewertungen durch die Gesellschaft. Die Krippe bzw. der Kindergarten stellt oft die erste Möglichkeit für ein Kind dar, seinen Erfahrungshorizont und Sozialisationsprozess außerhalb der Familie weiterzuentwickeln.
Kinder brauchen
- sichere, stabile Bindungen
- Anerkennung und Wertschätzung in ihrer Verschiedenheit
- Zugehörigkeit zu einer Gruppe
- authentische Bezugspersonen und ehrliche Rückmeldungen
- eine anregungsreiche Umwelt (emotional, sozial, kognitiv, motorisch)
- Raum für Selbstbestimmung und aktives Handeln
- Vertrauen in ihre Eigentätigkeit
- Herausforderungen und Raum für Selbstwirksamkeitserlebnisse
- Grenzen, Kontinuität und Verlässlichkeit
- Gute Antworten auf ihren Bedarf
- Ausgewogene Ernährung
Kinder sind
- Begeisterungsfähig
- Neugierig
- Wissbegierig
- Fantasievoll
- Offen
- Einzigartig
- Unterschiedlich
- Humorvoll
- Spontan
- Bewegungsfreudig
- Aktiv
- Authentisch
- Schutzbedürftig
- Individuell
- Nachahmend
Unsere Haltung
Wir leben in unserer Kindertagesstätte einen sehr wertschätzenden und partizipativen Umgang. Der wertschätzende und partizipative Umgang zeigt sich in dem Miteinander von Eltern und Pädagog*innen, in der Kommunikation aller Beschäftigten und nicht zuletzt in der Kommunikation und der Interaktion mit den Kindern.
Die Kinder erfahren die partizipative Haltung indem ihnen auf Augenhöhe begegnet wird und ihre Wünsche ernst genommen werden. Fachlich, zugewandt und in kindgerechter Sprache werden den Kindern die Entscheidungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Die Pädagog*innen und die Eltern erfahren die partizipatorische Haltung indem schon in unserer Satzung die Beteiligung von Pädagog*innen und Elternvertretern in Organisationsabläufen verankert ist. Monatlich stattfindende Murmelratssitzungen in denen Themen rund um die Organisation der Kita besprochen und entschieden werden, werden unter Beteiligung von Eltern, Pädagog*innen und der Kitaleitung durchgeführt.
Ein weiterer Aspekt unserer Haltung dem Individuum gegenüber ist der Ansatz, dass wir bei den Kindern auf Schatzsuche anstatt auf Fehlersuche gehen. Dabei orientieren wir uns daran, was ein Kind oder auch ein Mensch im Allgemeinen an Kompetenzen und Stärken mitbringt. Wir unterstützen die Erwachsenen und die Kinder, ihre vermeintlichen Schwächen mit einem starken Selbstbewussten zu begegnen. Lösungsorientiert begleiten wir die Kinder in ihrer sozialen, emotionalen und geistigen Entwicklung.
Die Bedeutung des Spiels für die kindliche Entwicklung
In der Murmel verstehen wir Kinder im Spiel als hochproduktiv und legen besonderen Wert darauf Kindern Raum und Zeit für Freispiel zu ermöglichen.
Für Kinder in einer Kindertagesstätte ist Spielen Bildung und hat damit eine zentrale Bedeutung. Spielen ist der eigenständige Lernprozess von Kindern sich ihre Welt anzueignen. So setzen sie sich mit den Eindrücken ihrer Lebenswelt auseinander. Kinder tauschen sich durch das Spielen über ihre Gedanken und Gefühle miteinander aus. Sie lernen sich selbst kennen und den Umgang mit anderen. Spielpartner*innen zu finden und ein gemeinsames Spiel zu gestalten ist eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben von Kindern im Kita-Alter.
In keinem pädagogischen Angebot werden gleichzeitig so viele Bildungsbereiche angeregt, wie während des Freispiels in einer Kindergruppe. Der Bildungsauftrag von Kita-Pädagog*innen lieg
darin eigenverantwortliches und ungestörtes sowie freies und kreatives Spiel durch geeignete Rahmenbedingungen wie Spielräume, -materialien und ressourcenorientierte Anregungen zu ermöglichen.
Bildungsangebote
Bewegung
„Sich bewegen ist der stärkste Motor für Selbsterfahrung und Welterfahrung von Kindern“ (Prof. Dr. Tassilo Knauf)
Bewegung verstehen wir als:
- einen Ausdruck von Lebensfreude,
- ein Grundbedürfnis von Kindern,
- eine Sinneserfahrung welche die Vernetzung im Gehirn positiv beeinflusst indem die Verknüpfung der Nervenzellen aktiviert wird,
- einen Faktor, der positiv die kognitive Entwicklung (z.B. Sprache, Rechnen, Merkfähigkeit) beeinflusst,
- ein Element, welches die Koordinationsfähigkeit verbessert (z.B. erleichtert eine gute Auge-Hand-Koordination das Schreiben lernen),
- als eine Möglichkeit der Kinder, ihre eigenen Fähigkeiten kennen zu lernen und somit eine bessere Selbsteinschätzung zu erlangen
- als eine Möglichkeit, ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben durch die Auseinandersetzung mit anderen Menschen
- Gesundheitsförderung, da die Bewegungssicherheit das Unfallrisiko bei den Kindern minimiert und den Muskelaufbau fördert
Kinder sind ständig in Bewegung. Dies ist ein natürliches Bedürfnis eines Kindes.
Deshalb unterstützen wir Fachkräfte den natürlichen Bewegungsdrang indem wir Raum für Bewegung in unseren Räumlichkeiten, auf unserem großen Außengelände und bei Ausflügen schaffen.
Wir bauen regelmäßig kleine Bewegungslandschaften auf, zum Springen, Rollen, Rennen, klettern, balancieren und vielem mehr.
Unser großes Außengelände bietet viel Platz für vielseitige Bewegungsmöglichkeiten, wie Rennen auf dem großen Außengelände, verstecken in Gebüschen, Klettern auf Türmen, Dreirad fahren, buddeln und bauen in der Sandkiste, Schaukeln, Ball spielen, kleine Hügel und Schrägen hoch- und runterlaufen und vieles mehr.
Unser Schuppen im Garten bietet eine vielseitige Auswahl an Spielgeräten. Bei schönem und warmem Wetter planschen wir und matschen wir mit Wasser und Sand.
Bei diesen Bewegungsangeboten ist uns wichtig, dass:
- die Kinder von sich aus und mit Freude daran teilnehmen (Grundsatz der Freiwilligkeit)
- Kinder sich als erfolgreich wahrnehmen und sich wohlfühlen
- es in einer Atmosphäre des Vertrauens stattfindet
- Sie auf den Entwicklungsstand der Kinder und deren Bedürfnisse abgestimmt sind
- Die Kinder ihre „Schwächen“ zeigen mögen
Dabei berücksichtigen wir motorische Unterschiede von Kindern und geben bei Bedarf Unterstützung und Hilfestellung.
Bildnerisches Gestalten
Kinder, deren kreative Fähigkeiten positiv unterstützt werden, haben die Chance vielfältige Handlungsstrategien zu entwickeln. Es ist zu beobachten, dass diese Kinder in der Lage sind, in unterschiedliche Richtungen zu denken und selbstbewusst auf die Suche nach Lösungsstrategien für ihre Probleme gehen. Deshalb halten wir Kreativitätsförderung für ein wichtiges Erziehungsziel.
Unsere Aufgabe als pädagogische Fachkräfte besteht darin, den Kindern in der Murmel Materialien, Werkzeuge und Räume im Innen- und Außenbereich der Murmel frei zur Verfügung zu stellen.
Zu den pädagogischen Angeboten bildnerischen Gestaltens gehören u.a.:
- jahreszeitenbezogenes Basteln
- Malen mit Tusch-, Finger- und Flüssigfarben
- kleben, schneiden, ausstanzen
- Falten, reißen, knüllen
- Pappmaché, Ton, Knete, Modelliersand
- Erstellen von Upcycling- Produkten
- Mandalas malen
- Naturmosaike legen
- Ketten und Armbänder erstellen
- Batiken, Stoffe bemalen und vieles mehr
In unserem Kinderatelier der Großen Murmel haben die Kinder viel Freiraum für experimentelles Handeln in Eigenverantwortung und ohne Ergebnisfixierung. Wir Erzieherinnen unterstützen bei der Umsetzung ungewöhnlicher Ideen und geben Impulse für Kinder, die vielleicht noch unsicher sind. Jedes Kind bekommt eine Material- und Werkzeugeinführung und wird mit den Regeln der Raumorganisation vertraut gemacht. Außerdem vermitteln wir viele Grundtechniken, wie: Tuschen, Schneiden, Kleben, Stiftführung, Kleistern, Drucken, Kneten, Nass-in-Nass-Malerei etc., die die Kinder nutzen können, um sich künstlerisch auszudrücken. Bereits in der Kleinen Murmel beginnen wir damit, unterschiedliche Materialerfahrungen zu sammeln und Grundtechniken zu vermitteln.
Kinderyoga
Einmal in der Woche kommt eine Yogalehrerin um mit den Kindern der Elementargruppe Kinderyoga durchzuführen. Hierfür wird die Gruppe in drei kleinere Gruppen aufgeteilt. Spielerisch und mit viel Freiraum für eigene Ideen werden die Kinder mit Yoga vertraut gemacht.
Musik
Wir musizieren über das Singen, Tanzen und durch den Einsatz von Instrumenten. Durch die Musik
- entsteht mehr Freude im Spiel
- wird die Sprachentwicklung gefördert
- wird die Wahrnehmungsfähigkeit geschult
- wird die Konzentrationsfähigkeit unterstützt
- werden Sozialkompetenzen gefördert
In unserem Tagesablauf ist Singen und Musizieren ein fester Bestandteil. Vor dem Essen, vor dem Mittagsschlaf, in Wickelsituationen, zum Trost spenden, während des Anziehens etc. singen die Krippenpädagog*innen für die Kinder und mit den Kindern. So entsteht schnell eine angenehme Atmosphäre des Vertrauens und die Bindung zu den Kleinsten wird vertieft.
Im wöchentlichen Angebot einer Krippenerzieherin werden die 1-2-jährigen Kinder spielerisch an Sing-, Kreis-, Finger- und Bewegungsspiele herangeführt.
Im Elementarbereich wird regelmäßig im Morgenkreis gesungen. Trommeln und Rhythmikmaterialien kommen für Bewegungs- und Musikangebote ebenso zum Einsatz.
Vorschule/ Brückenjahr
Vorschularbeit ist ein Teil unserer Vorbereitung der Kinder auf das Leben. Sie beginnt mit der Aufnahme der Kinder in der Krippe und verändert sich, je nach Entwicklungsstand des Kindes.
Sie lernen, sich in einer Gruppe zurechtzufinden:
- einander wahrnehmen und zuhören
- Kompromisse finden oder sich durchsetzen
- eigene Bedürfnisse wahrnehmen und formulieren
- sich in einem Gruppenprozess einzupassen aber dennoch die eigenen Interessen nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Kinder sollen üben sich möglichst alleine zurechtzufinden und zu behaupten. Probleme sollen möglichst alleine geklärt werden, wenn nötig kann Hilfe geholt werden. Dennoch werden die Kinder immer wieder unterstützt und ermutigt, es selbst zu versuchen.
Sie sollen Spaß am Lernen behalten:
- wir greifen ihre Ideen auf und entwickeln sie gemeinsam weiter
- wir geben anregende Impulse in die Gruppe und ziehen uns als Erwachsene danach zurück
- besuchen Museen und andere Orte für Entdeckungen
Es gibt aber auch „verpflichtende Aktivitäten“ für alle, denn die Kinder sollen lernen, auch fremdbestimmte Aufgaben zu übernehmen und sie zu akzeptieren.
Alles, was Kinder lernen, ist auch „Vorschulerziehung“ und trotzdem gibt es spezielle Angebote für „die Großen“, genauso wie für „die Kleinen“, für die, „die sich gerne bewegen“, für die, „die gerne kreativ sind“. Wir arbeiten mit den Unterschiedlichkeiten und unterstützen die Kinder, sich unterschiedlich sein zu erlauben und auszuhalten.
Angebote gibt es so variantenreich wie möglich, damit viele Bedürfnisse und Interessen abgedeckt werden.
Die Förderung der folgenden Basiskompetenzen findet in unserem täglichen Gruppenleben statt:
- Stifthaltung
- Schneiden
- Kleben
- Farben
- Formen
- Zahlen / Mengen
- Sprachförderung
- der Jahresrhythmus
Das Brückenjahr meint, dass letzte Jahr in der Murmel, vor der Einschulung und bezieht sich in der Regel auf die Fünfjährigen Kinder des Elementarbereichs. Diese Kinder nennen sich dann die Vorschulkinder.
Die Vorschulkinder sind dann „die Großen“ und kennen sich im Kita-Alltag bestens aus. Mit diesen Statuswechsel wächst der Anspruch, Aufgaben und Privilegien für „große“ Kinder zu bekommen und bestimmte Rechte zu haben, die die Jüngeren nicht haben.
Das Brückenjahr in der Murmel kombiniert, für die Vorschulkinder, besondere Bildungsangebot, Ausflüge, Projekte und spezielle Aufgaben zusammen mit der wöchentlichen Murmel-Vorschule.
Die Murmel-Vorschule findet einmal die Woche vormittags statt. Je nach Kita-Jahrgang beträgt die Gruppengröße 7-8 Kinder. Geplant, gestaltet und umgesetzt wird die Vorschularbeit von einer Pädagogin des Elementarbereiches. Im Rahmen der Murmel-Vorschule eignen sich die Kinder schulrelevante Kompetenzen an. Feste Rituale rahmen ein ca. zweisündige gemeinsames Lernen mit Zentrierungsübungen, Aufpasstricks, Konzentrationsspielen, Graphomotorikübungen, Aufgaben aus dem „Zahlen- und Buchstabenland“ sowie Teamaufgaben zur Förderung der sozialen Fähigkeiten. Jedes Kind gestaltet eine eigene Vorschulmappe, in der alle Aufgaben gesammelt und selbst verwaltet werden. Um die Entwicklung des Statuswechsels zu unterstützen, beinhaltet die Murmel-Vorschule u.a. auch das Übernehmen von Pat*innenämtern, Mittagessen am Vorschulkindertisch, eigenständiges Verwalten und Benutzen einer Vorschulkiste und des Vorschulspieleschranks und zum Ende des Brückenjahrs werden von den Vorschulkinder die Ranzentage gestaltet und Schultüten gebastelt.
Das Konzept des Murmel-Brückenjahrs sowie der Murmel-Vorschule verfolgt den Anspruch Kinder im Übergang zur Schule ganzheitlich zu Fördern und die Bildungsangebote ihren individuellen Entwicklungsbedürfnissen anzupassen. Damit wird die Gestaltung des Brückenjahrs als auch die Murmel-Vorschule dem inklusiven Bildungsanspruch unserer Kita gerecht. „Ein gutes pädagogisches Konzept nimmt die Kinder ganzheitlich in den Blick und greift die Bedarfe und unterschiedlichen Entwicklungstempi der Kinder während der gesamten Kita-Zeit individuell auf“ (Hamburger Bildungsempfehlung 2012, S. 46).
Die Eltern der Vorschulkinder werden im Rahmen des 4 ½ jährigen Gespräches auf das Übergangsjahr vorbereitet. Im Rahmen der Elternabende werden die Eltern über das Konzept der Murmel-Vorschule aufgeklärt. Außerdem gibt es eine transparente Dokumentation am Whiteboard des Elementarbereiches sowie einen regen Austausch zwischen Vorschulkindereltern und der Pädagogin der Murmel-Vorschule.